Es gibt Augenblicke im Leben, die man nie vergisst. Wo einem alles entgleitet. Nichts mehr geht. Das Leben Kopf steht. Und wir spüren, wie klein und hilflos wir sind. Weil sich das Leben mit voller Wucht präsentiert. Und die Ohnmacht regiert.

Aus den Filmen kannte ich solche Momente. Wenn Menschen sprachlos waren, weil ein Erlebnis so schrecklich war, dass sie keine Worte mehr über ihre Lippen brachten. Ich fragte mich früher, wie das möglich war, dass es einem die Sprache verschlagen konnte. Welche Prozesse dann im Körper vor sich gehen. Und wie man sich dabei wohl fühlte.

Das schwarze Auto
Eines Tages fuhr ein grosses, dunkles Auto auf unser Haus zu. Ich wusste nicht, wem dieses Fahrzeug gehörte. Doch ich spürte, dass etwas Schlimmes auf mich zukam. Es war das Auto des Pfarrers. Er kam zu uns, um uns eine traurige Nachricht zu überbringen. Jemand war tödlich verunfallt. Ich konnte seine Worte gut aufnehmen. Verstand alles, was er sagte. Ich war gefasst. Vielleicht auch, weil ich wenige Minuten nach dem Unfall zufällig an der Unfallstelle war. Ich sagte dort zu meinem Partner, dass jemand gestorben sei. Und ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, weil ich ahnte, dass ich diesen Menschen kannte. Wenige Stunden später wurden wir darüber informiert, wer der Verunfallte war.

Sprachlos!
Der Pfarrer bat uns, die Angehörigen über den Tod zu informieren. Natürlich wollte ich das machen. Doch wie bloss? Wenige Minuten später stand ich im Wohnzimmer der Verwandten. Ich fühlte mich hilflos. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich begann mit den Worten „Es ist etwas Schlimmes passiert.“ Sie sahen mich erwartungsvoll an. Und dann geschah es. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben sprachlos. Alles in mir war blockiert, es kamen einfach keine Worte mehr. Dieses Gefühl war total schräg! Ich wollte reden, und konnte nicht. Mein Partner übernahm dann, teilte die Nachricht mit.

Dieses Erlebnis prägte mich. Mir wurde bewusst, dass es manchmal im Leben Dinge gibt, die sich unserer Kontrolle entziehen. Der Körper reagiert einfach. Schützt uns möglicherweise auch. Seit damals weiss ich, wie sich Polizisten, Pfarrer oder andere Menschen fühlen, wenn sie schlimme Nachrichten überbringen müssen. Das erfordert enorm viel innere Stärke.

Polizei im Selgis
Und um diese Menschen geht es in meinem heutigen Text. Am Dienstag ereignete sich ein tödlicher Unfall im Selgis in Ried-Muotathal. Polizei, REGA und Rettungssanität standen im Einsatz. Ich war kurz nach der Kollision nach Schwyz unterwegs. Aus Rücksicht auf die Familie will ich meine Eindrücke nicht schildern. Ich wünsche den Angehörigen viel Kraft, Trost und Licht in der Dunkelheit.

Schock und Ohnmacht
Wenn jede Hilfe zu spät kommt, muss jemand die Familie besuchen. Und den Angehörigen die schlimme Nachricht mitteilen. Ich stelle mir vor, dass das für Eltern das Schlimmste ist, das einem passieren kann, sein eigenes Kind zu verlieren. Eine Welt bricht zusammen. Es zieht einem den Boden unter den Füssen weg. Nichts macht mehr Sinn. Schock. Ohnmacht. Elend.

Die Helden des Alltags
Die Menschen, die bei solchen Unglücken Hilfe leisten, sind für mich Helden. Sie erleben viele menschliche Tragödien. Sie müssen innerhalb von Sekunden wichtige Entscheide treffen. Sie sehen schreckliche Bilder. Sie befinden sich immer wieder in Situationen, wo es um Leben und Tod geht. Sie müssen reagieren. Handeln. Blitzschnell! Sie geben alles! Sie regeln den Verkehr. Sorgen dafür, dass uns Aussenstehenden nichts passiert. Dass wir weitermachen können. Und trotzdem vergessen wir sie oft. Wir geben ihnen nicht die Anerkennung, die ihnen zusteht.

Darum möchte ich all den starken, tapferen, hilfsbereiten Polizisten, Ärzten, Rettungssanitätern, Pflegenden, Seelsorgern, Priestern und Psychologen für die wertvolle Arbeit, die sie leisten, danken. Ich bin sehr froh, dass es Menschen wie sie gibt, auf die wir immer zählen können.