Ein heftiger Schneesturm fegt über das Bisistal. Ich wate knietief im Schnee. Es ist noch dunkel, der Wind pfeift mir um die Ohren. Der Sturm verteilt den Schnee in alle Richtungen. Ich befreie mein Auto vom Schnee. Die abenteuerliche und riskante Fahrt von Bisisthal nach Schwyz kann beginnen. Auch die Strasse ist mit viel Schnee bedeckt. Ich bin fokussiert, präsent im Jetzt. Der Scheibenwischer und das Geräuschs des Sturm sind so laut, dass ich die Musik nicht mehr höre. Ich entscheide, das Radio auszumachen. Um einfach nur zu fahren, mein Auto durch den Sturm zu lenken.

Angst blockiert
So wie an diesem Morgen zeigt sich manchmal auch das Leben: chaotisch und turbulent. Wir verlieren den Überblick, was uns grosse Sorgen macht. Von Klientinnen und Klienten höre ich oft einen Satz: „Ich habe mein Leben nicht mehr im Griff.“ Wir wollen alles kontrollieren, Gefühle, Situationen, Ereignisse und am liebsten auch die Menschen um uns. Es ist halt doch bequemer, mit dem Strom zu schwimmen als aus der Reihe zu tanzen. Wehe, wenn sich jemand in unserem Umfeld gegen die Normen, das Gewöhnliche, das Akzeptierte, auflehnt. Dann fühlen wir uns provoziert, müssen unsere Komfortzone verlassen und neue Strategien oder andere Lösungen finden.

Wenn wir in solchen Situationen ruhig bleiben, haben wir die Krise früher oder später hinter uns – und im besten Fall etwas daraus gelernt. Geraten wir allerdings in Panik, wird es in der Regel nur noch schlimmer. Wir dramatisieren, konzentrieren uns auf die Probleme. Angst kann lähmend wirken, sodass wir uns immer weniger zutrauen. Die Sorgen sind dann wie ein grosser, dunkler, Schatten, der sich über uns und unser Leben legt.

Vertrauen in mich
An diesem Morgen habe ich viel Vertrauen. Weniger in meinen alten Opel Corsa, der nun wirklich kein ideales Auto für solche Situationen ist. Sondern viel mehr in mich, mein Bauchgefühl. Und ja, auch die Geistige Welt ist immer bei mir und warnt mich vor aussergewöhnlichen Ereignissen. Ich höre dann Stimmen, die mich auf Dinge aufmerksam machen. Wie neulich vor einer Kurve: Achtung!“ hiess es damals. Ich ging vom Gaspedal und bevor ich mich versah, kam mir ein Lastwagen auf meiner Spur entgegen.

Ich glaube, dass es solche Eingebungen, Hilfen und Warnsignale immer wieder gibt. Wichtig ist, dass wir offen für das Aussergewöhnliche bleiben. Es gibt so vieles im Leben, das wir mit unserer begrenzten Wahrnehmung nicht erklären können. Erlebnisse, die mit unserer Ratio nicht fassbar sind. Und doch geschehen sie, Millionen von Menschen erleben Wunder, Mystisches, Überirdisches.

Das Wunder im Flugzeug
Ich denke da immer wieder gern an zwei Erlebnisse zurück. Ich habe Flugangst und fliege darum nicht gern allein. Vor 3 Jahren hatte ich einen Flug nach Schottland vor mir. „Bitte helft mir und schickt mir ein Zeichen, dass ich auf euch zählen kann“, bat ich die Verstorbenen. Was dann passierte, war für mich unglaublich: Auf dem Flug nach Schottland sass ein älterer Mann neben mir, der meine Angst bemerkte. Es zeigte sich, dass er Pilot war. Als es Turbulenzen gab, konnte er mich beruhigen. Und auf dem Heimflug war eine Stewardess meine Nachbarin. „Sie muss ein Engel sein“, dachte ich. Wunderschöne, lange, blonde Haare, eine liebliche Stimme und ein grosses Herz. Auch sie wirkte auf mich wie ein Beruhigungsmittel ohne Nebenwirkungen.

Die zentrale Frage ist: Können wir zulassen, dass wir manchmal unwissend, hilflos, oder überfordert sind? Und erlauben wir dann, dass wir geführt werden? Sind wir bereit für Veränderungen? Oder sind wir möglicherweise so blind, starr und stur, dass wir nicht erkennen können, wenn uns jemand seine Hand reicht?

Auf den Fahrten im Schnee weiss ich oft nicht, wie mein Auto in einer Kurve reagieren wird. Mal geht alles gut, mal bricht das Heck aus. Auch dann ist Vertrauen zentral: wenn ich konzentriert bleibe und langsam weiter fahre, komme ich meistens wieder auf meine Spur. Reagiere ich mit Panik und bremse, dann ist alles möglich. Es kann gut gehen, es kann sein, dass ich verunfalle. Im schlimmsten Fall kollidiere ich mit einem entgegen kommenden Auto.

Und im Leben?
Was geschieht, wenn wir im Alltag aneinander geraten? Können wir akzeptieren, dass Streit, verschiedene Meinungen und Konflikte zu unserem Leben gehören? Oder wollen wir permanent ein ruhiges Leben in Harmonie führen, wo jede Schwierigkeit verdrängt, betäubt oder weggeschoben wird? Können wir Ja zur Ungewissheit sagen? Oder weichen wir jeder Auseinandersetzung aus und verleugnen damit auch unsere echten Gefühle?

Die Fahrt nach Schwyz ging gut. Auf dem Heimweg allerdings gab es ein Problem. Weil der Schneepflug vor mir im steilen Gelände feststecken blieb, musste auch ich bremsen. Und kam keinen Meter mehr vorwärts. Hinter mir entstand eine kleine Kolonne. Ich wollte es aus eigener Kraft schaffen, probierte, den Hang hoch zu fahren. Zurück und hoch. Immer wieder. Ohne Erfolg. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, jemanden hinter mir um Hilfe zu bitten. Wie dumm von mir.

Plötzlich eilten vier Menschen herbei. Sie wollten helfen. Ein Muotathaler fuhr mein Auto, während wir zu viert hinten schoben. Gemeinsam schafften wir es. Jubel! Es war ein wunderschönes Erlebnis, das mir eindrücklich vorführte, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Und dass Hilfe kommen wird. Immer.