Liebe Jacqueline, Du fehlst mir! Ausgerechnet jetzt, im Frühling, vermisse ich Dich besonders fest. Vielleicht, weil ich jedes Mal, wenn ich die Blumen blühen sehe, daran denke, wie gerne Du Blumen hast. Möglicherweise, weil mich der kalte Winter von der Traurigkeit ablenkte. Oder weil Du vor knapp einem Jahr gestorben bist.

Sanft und ruhig
Die Trauer, die ich empfinde, ist ruhig und sanft. Nie zuvor habe ich jemanden auf diese Art und Weise vermisst. Ich glaube, dass dieses Gefühl auch dem entspricht, was Du zurücklassen wolltest. Du wolltest in‘s Licht gehen, ohne Schatten zu hinterlassen. Du bist keine Drama-Queen, sondern eine bezaubernde und tapfere Königin.

Und weisst Du, was mich nervt? Wenn Menschen sagen oder schreiben, Du hättest den Kampf gegen den Krebs verloren. Ich finde das generell einen echt dummen Satz. Weil alle Menschen, die Krebs haben, kämpfen. Und schon darum Sieger sind. Wenn man friedlich sterben kann, hat man doch viel mehr gewonnen als verloren?! Oder meine das nur ich? Für mich ist es jedenfalls so, dass Du stark und weise genug warst, im richtigen Moment loszulassen. Das sind für mich Helden.

Ich bin traurig, weil ich Dich nicht länger geniessen durfte. Ich vermisse Dich und unsere Begegnungen. Unsere letzten gemeinsamen Minuten werde ich niemals vergessen. Wir sprachen über Deinen Tod. Du sagtest mir, was Du Dir wünschst. Ich versprach Dir, dass ich Dich in liebevoller Erinnerung behalten und Dir zuliebe nicht extrem trauern würde. Und ich bat Dich, mich nach Deinem Tod zu besuchen.

Ein magischer Moment
Und dann, als ich Dein Zimmer im Spital verlassen wollte, riefst du mir leise zu: „Ich han di liäb.“ Ich drehte mich um und erwiderte: „Ich ha dich au gärn.“ Wir schauten uns an, unser letzter Blick. Es war ein tiefer, eindrücklicher Moment. Ein Augenblick tiefer Verbundenheit. Damals wusste ich nicht, dass Du uns wenig später verlassen würdest. Doch ein schöneres Ende hätten wir kaum gefunden. Natürlich weiss ich, dass es kein Ende sondern bloss eine Trennung auf Zeit ist.

Cooles Basel
Zwar kenne ich Deine Angehörigen und Freunde kaum, doch habe ich all die Menschen, von denen ich weiss, dass sie Dich lieben, auch in mein Herz geschlossen. Vielleicht sollten wir eine Party für Dich schmeissen. Das würde Dir gefallen. Jetzt, wo Dein FCB Meister geworden ist, wäre ein guter Zeitpunkt, um mit Dir anzustossen. Und auch die Tatsache, dass Du es geschafft hast, Deinen Körper loszulassen, wäre Grund genug, um die Korken knallen zu lassen. Nur so nebenbei: Ich fand die Basler und die Stadt schon immer sehr cool. Offen. Witzig. Irgendwie anders. Wie Du.

Liebe Jacqueline, ich weigere mich, von Dir in Vergangenheit zu reden und schreiben. Das würde bedeuten, dass ich den Eindruck hätte, dass Du verschwunden wärst. Doch das ist keineswegs so. Wenn ich an Dich denke, dann kommt es mir so vor, als ob Du ein paar Häuser weiter entfernt im Garten sein würdest. Ich spüre Deine Präsenz, kann Dich jedoch nicht sehen. Im Herzen spüre ich Dich intensiv, und ich höre Deine Worte. Natürlich hast Du Dein Wort gehalten. Du warst schon mehrmals bei uns zu Besuch. Unsere Tochter weiss das auch, sie zeigt noch heute oft auf Dein Foto. Sie möchte, dass ich Geschichten über Dich erzähle.

Du hinterlässt sehr viel Schönes und Besonderes. Weises. Die kurze Zeit, die ich mit Dir erleben durfte, prägte mich. Ich weiss dank Dir einmal mehr, dass es im Leben besondere Freundschaften gibt. Trotz des Krebs, trotz des Todes, der schon länger an Deine Tür geklopft und sich angemeldet hatte, konnten wir einander total offen begegnen. Auf einer sehr ehrlichen und echten Ebene kommunizieren. Mein Herz hast Du im Sturm erobert.

Ich verneige mich
Ich schicke Dir auch jetzt noch Gedanken dahin, wo Du bist. Und ich bin mir sicher, dass sie bei Dir ankommen. Auch diesen Brief wirst Du lesen. Ich hoffe, dass Du fühlst, dass ich Dich vermisse. Dass Du mir viel bedeutest. Dass in meinem Herzen ein Platz für Dich frei ist. Denn Königinnen – und das ist klar –  die können nicht einfach abhauen, ohne dass dies nicht bemerkt würde. Ich grüsse Dich, liebe Königin. Und verneige mich. Danke, liebe Jacqueline, dass Du bist und liebst. Dass es Dich gibt.