Jacqueline Schweizer (46) hat uns am 6. Mai verlassen. Zwei Wochen vor ihrem Tod hielt sie Rückschau auf ihr Leben und verriet, was sie dank der Krankheit lernte.

„Die letzten 3 Jahre waren trotz Krankheit die schönsten für mich. Ich habe viele liebe Menschen kennengelernt. Und ich bin mit ganz anderen Augen durch‘s Leben gelaufen. Ich konnte mich an Kleinigkeiten erfreuen, an denen andere Menschen blind vorbei liefen. Vieles im Leben habe ich bewusster wahrgenommen. Die Krankheit hat mich stärker gemacht.

Der Krebs lehrte mich, ruhiger zu werden und das Leben zu geniessen. Stress tut uns Menschen nicht gut. Ich beobachtete oft, wie die Menschen durchs Leben hetzen, wie sie irgend etwas hinterher rennen. Manchmal kamen sie mir vor wie Ameisen, die ständig beschäftigt sind und nie zur Ruhe kommen. Dadurch gehen so viele wertvolle Momente im Leben verloren. Dank der Krankheit lernte ich, das Leben voll auszukosten. Denn man weiss wirklich nie, wann einen Gott holen wird.

Die Krankheit war Fluch und Segen zugleich. Ich habe oft mit Gott gesprochen und ihm um Hilfe gebeten. Meine Schmerzen waren zum Teil höllisch! Und doch gab es immer wieder Gutes und Schönes. Meinen Humor etwa habe ich nie verloren. Den werde ich ins Jenseits mitnehmen. Viele fragten mich, wieso ich so gut mit dem Krebs umgehen könne. Ich weiss es wirklich nicht. Vielleicht gab Gott mir diese Kraft?

Ich konnte immer offen über meine Krankheit reden. Das tat mir gut. Inzwischen bin ich so weit, dass es mir egal ist, was andere Menschen von mir denken. Ich bin wie ich bin. Jeder darf mich so in Erinnerung behalten, wie er mich gekannt hat.

Mit mir geht es langsam zu Ende. Meine Leber ist total am Arsch. Alles da drinnen ist voll verkrebst. Meine Ärzte erklärten mir, dass ich kurz vor meinem Tod extrem müde sein und sehr viel schlafen würde. Sie sagten, dass es möglich sei, dass ich während des Schlafs sterben und dabei gar keine Schmerzen spüren würde. Schöner kann man es sich ja nicht wünschen.

Ich bedanke mich bei allen Ärzten, beim Personal des Spitals Schwyz, bei meiner Familie sowie bei Verwandten, Freunden und Bekannten. Ihr alle wart für mich da, und ich sage euch ein riesiges Dankeschön. Bleibt gesund und geniesst das Leben, solange ihr es könnt.

Man sagt doch immer, dass man sich im Leben zweimal trifft. Jetzt verstehe ich diesen Spruch. Auf der Erde kann man sich viele Male begegnen, doch das zweite Mal wird im Himmel sein. Ich bin bereit und ich gehe in Frieden.

Menschen, die traurig sind, weil ich bald sterben werde, tröste ich jeweils mit den Worten: Wir müssen alle einmal sterben. Ich gehe euch einfach voraus und schaue mal, wie es da so ist. Ich werde da sein und euch beschützen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir uns wiedersehen.“